Redebeitrag zur Fridays for Future Demo am 16.08.2019

Von | 19. August 2019

Der Klimawandel ist derzeit im vollen Gange. Wir sehen in Magdeburg, dass Wetterextreme zunehmen: am Wasserstand der Elbe, viel zu trockenen Böden im Umland, an plötzlich auftretenden heftigen Platzregen, sowie an auffällig milden Wintern. Andernorts sieht es nicht besser aus. Das Eis im Inneren der Zugspitze schmilzt im Sommer gefährlich weit, in Sibirien wüten Waldbrände auf einer Fläche so groß wie Nordrhein-Westfalen, Permafrostböden tauen immer schneller und in der nördlichsten Siedlung Kanadas, nur 900km vom Nordpol entfernt, konnte man vor kurzem die Sonne bei 21 Grad „genießen“.
Die zunehmenden Wetterextreme sind natürlich nur die sichtbarsten Symptome des voranschreitenden menschengemachten Klimawandels, zeigen aber, neben der wissenschaftlichen Evidenz, dass er kein Hirngespinst, sondern real ist. Dennoch gibt es Personen und Institutionen, die den Ernst der Lage bis heute anzweifeln oder leugnen. So finanziert beispielsweise der US-Milliardär Robert Mercer seit Jahren Organisationen wie das Heartland Institute, welches den menschengemachten Klimawandel anzweifelt. Ein weiterer Geldgeber dieses Instituts ist der Mineralölkonzern Exxon Mobil.
Exxon Mobil ist natürlich daran interessiert, so viel und so lange wie möglich Öl auf den Markt zu bringen; das ist schließlich ihr Geschäftsmodell. Es verwundert daher nicht, dass der Konzern wenig Interesse daran hat, dass die notwendige CO2-Emissionsreduktion zum Erreichen des international vereinbarten 2°C-Klimaschutzzieles durch Eingriffe der Politik in die kapitalistischen Märkte erzwungen wird. Das Heartland Institut hat – laut einem Bericht des ARD-Magazins Monitor – Donald Trump einen Plan geschrieben, wie das Thema Klimawandel angegangen werden muss. So wurde ihm zum Beispiel geraten, aus dem Pariser Abkommen auszusteigen. Exxon Mobil finanziert auch mit fünfstelligen Beträgen CFact – das „Committee For A Constructive Tomorrow“, das meint, die Menschen würden weder den Wandel verursachen, noch könnten sie ihn beeinflussen.
EIKE – das Europäische Institut für Klima und Energie – ist ein deutscher, AfD-naher Verein, und trotz des Namens kein wissenschaftliches Institut, der ebenfalls den menschlichen Einfluss leugnet. Nach Monitor-Recherchen wird auf Kongressen von EIKE für das Heartland Institute und für CFact Werbung gemacht. Auffällig ist, dass CFact Europe unter der gleichen Adresse wie EIKE in Jena zu finden ist. Führende Mitglieder*innen von EIKE prägen die Energie- und Klimapolitik der AfD, was bedeutet, dass Lobbyisten, die den menschlichen Anteil am Klimawandel leugnen, im deutschen Bundestag sitzen. Rainer Kraft, Bundestagsabgeordneter der AfD leugnet sogar vor laufender Kamera, dass es überhaupt einen Treibhauseffekt gibt. Das sind nur wenige Beispiele dafür, wie die Wirtschaft aufgrund von wahrscheinlichen Verlusten, Einfluss auf Politik und den allgemeinen Diskurs nehmen will, um ihre Agenda durchzusetzen und ihre Märkte zu bewahren.
Das alles trifft auch fruchtbaren Boden, wenn die Medien suggerieren, die Menschen würden Wohlstand verlieren, wenn sie auf Dinge verzichten sollen, die durch Raubbau und die Ausbeutung der 3. Welt einen Platz in ihrem Alltag gefunden haben. Anstatt sich dann also mit diesem Thema auseinander zu setzen und damit gegen die eigene Unwissenheit anzugehen, werden Geschichten von vermeintlichen Wissenschaftler*innen für bares genommen, obwohl die Einschränkungen in Zukunft noch drastischer ausfallen werden.
Die bisherigen Lösungsansätze, die gesellschaftlich diskutiert werden, um den Klimawandel zumindest zu verlangsamen sind ein ethischer Konsum, Steuermaßnahmen, wie eine CO2 Steuer und große technische Innovationen. Ethischer Konsum bedeutet, dass man die Welt retten würde, indem man Produkte kauft, die nachhaltig und biologisch produziert werden, sowie auf emissionsstarke Reisen verzichtet.
Bio-Produkte sind bekanntlich deutlich teurer – das können und wollen sich nicht alle leisten. Zudem wird mit dieser Idee die Verantwortung für den Klimaschutz auf Endkonsument*innen abgeschoben. Das ist irrsinnig, wenn man bedenkt, dass laut Umweltbundesamt private Haushalte nur für ein Achtel der Treibhausgasemissionen im Vergleich zu Energiewirtschaft, Industrie und Verkehr verantwortlich sind. Zudem kann man sich nicht darauf verlassen, dass Bio- und andere Label das halten was sie versprechen und nicht nur auf Produkte gedruckt werden um mehr Gewinn zu erzielen. Die zwar von der EU zuzulassenden privaten Kontrollstellen befinden sich in finanzieller Abhängigkeit von den zu kontrollierenden Betrieben, da sie sich aussuchen können, von welcher Öko-Stelle sie zertifiziert werden.
Der entstehende Interessenkonflikt ist nur logisch. Gleichzeitig wollen die Kontrollierenden gute Arbeit verrichten, sind aber auch auf ihre Lohnarbeit angewiesen, die sie verlieren könnten, wenn Betriebe ihre Zertifizierungsstelle wechseln. Bei einer CO2-Steuer erhöhen sich die Preise, die die Konsument*innen für z.B. Benzin und Heizung zahlen müssen, wenn sie in einem Land eingeführt wird. Nur wenn eine globale CO2 Steuer eingeführt wird, kann man verhindern, dass die Produktion die CO2 emittiert ausgelagert wird und dadurch die Emissionen nachhaltig reduzieren. Dafür müssten sich aber alle 192 Staaten der Erde darauf einigen.
Technische Erfindungen, die helfen können den Klimawandel zu beschränken gibt es schon, sie müssen lediglich umgesetzt werden. Das Problem ist jedoch, dass dem Ganzen die Profitinteressen entgegenstehen. Mit der Ausbeutung von Ressourcen lässt sich bekanntlich Geld machen. Bis heute scheint sich die Erkenntnis bei Staaten und Konzernen noch nicht durchgesetzt zu haben, dass Investitionen in erneuerbare Energien zum Beispiel durch die Entwicklung und den Bau leistungsfähigerer Windkraftanlagen und Photovoltaiksysteme anfangs viel Geld kosten, aber eine der wenigen Möglichkeiten ist, die Klimakatastrophe abzuwenden.

Aufgrund dieser Analyse fordern wir mehr finanzielle Mittel für Bildung und Forschung! Seriöse Forschungsergebnisse müssen deutlich mehr Beachtung von der Politik bekommen. Es ist unverzichtbar, dass alle Menschen wissenschaftlich aufgeklärt werden, um Klimaleugnung entgegenzuwirken und den Druck auf die Politik zu erhöhen. Die verschiedenen Bereiche der Wissenschaft (z.B. Soziales, Wirtschaft, Naturwissenschaften und Technik) müssen gemeinsam an Lösungsansätzen arbeiten, um den menschengemachten Klimawandel einzudämmen. Dafür brauchen wir ausfinanzierte Bildungs- und Forschungsstätten, die industrieunabhängig agieren können, damit die Problemlösungen nicht durch kurzfristige Gewinnmaximierung motiviert sind.

Monitorbericht: https://www.youtube.com/watch?time_continue=507&v=0DUMIddZw-Q