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Als gewählte Vertretung der Studierendenschaft sprechen wir uns entschieden gegen den Antrag der AfD-Fraktion „Qualifikation statt Quote – Gleichstellungspolitik an Universitäten beenden“ aus ¹. Der Antrag fordert u. a. die Streichung des Gleichstellungsziels aus dem Hochschulgesetz (§ 2), die Abschaffung von Frauenförderprogrammen wie dem Professorinnenprogramm III (§ 1) sowie die Abschaffung der Stelle der Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen (§ 3). Damit würden zentrale Instrumente beseitigt, die dazu beitragen, bestehende strukturelle Benachteiligungen abzubauen und echte Chancengleichheit herzustellen.
Ein Blick in die Statistik zeigt:
- Während fast die Hälfte der Studierenden Frauen sind (47,9 %), beträgt der Anteil der Professorinnen in NRW nur 26,9 %. Bei W3-Professuren liegt er sogar nur bei 21,8 %².?
- In den Ingenieurwissenschaften sind nur 23,9 % der Studierenden und lediglich 16 % der Professuren mit Frauen besetzt².
- Professorinnen verdienen im Schnitt 514 € weniger als ihre männlichen Kollegen, bei W3-Professuren beträgt die Differenz 719 €².
Diese Zahlen machen deutlich, dass Gleichstellung nicht erreicht ist und ein bloßer Verweis auf
„formale Gleichberechtigung“ nicht ausreicht. Förderprogramme wie das Professorinnenprogramm
2030 zielen gezielt darauf ab, den Anteil von Frauen in Professuren zu erhöhen und Gleichstellung
strukturell zu verankern³. Fortschritte sind möglich: In Baden-Württemberg etwa lag der Frauenanteil
bei neuberufenen Professuren 2024 bereits bei fast 40 %?.
Wir lehnen die im Antrag vertretene Auffassung, Gleichstellungsmaßnahmen würden das
Leistungsprinzip untergraben, ab. Im Gegenteil: Sie schaffen faire Rahmenbedingungen, damit
Qualifikation und Leistung tatsächlich unabhängig von strukturellen Barrieren sichtbar werden
können.
Auch die Forderung nach Abschaffung der Gleichstellungsbeauftragten wäre ein drastischer
Rückschritt. Gleichstellungsbeauftragte sind ein wichtiges Sprachrohr, um Diskriminierungen sichtbar
zu machen, Betroffene zu unterstützen und Hochschulen bei der Entwicklung gerechter Strukturen zu
begleiten. Ihre Arbeit trägt zur Qualität und Vielfalt in Forschung und Lehre bei.
Der Antrag stellt Gleichstellungspolitik als „politisch motivierte Quote“ und als „Ideologie“ dar. Wir
weisen diese Darstellung entschieden zurück. Gleichstellungspolitik ist ein verfassungsrechtlich
gebotenes Ziel (Art. 3 GG) und ein zentraler Bestandteil einer demokratischen, wissenschaftlich
vielfältigen Gesellschaft. Sie dient nicht der Bevorzugung einzelner, sondern der Schaffung fairer
Bedingungen für alle.
Als Studierendenrat und Bündnis Studierende gegen Rechts treten wir daher klar für den Erhalt und die Weiterentwicklung von Gleichstellungsmaßnahmen ein. Wir setzen uns dafür ein, dass die Hochschulen in Sachsen-Anhalt Räume bleiben, in denen Vielfalt wertgeschätzt, Frauenrechte gestärkt und gesellschaftliche wie geschlechterbezogene Ungleichheiten aktiv abgebaut werden.
Fußnoten:
- AfD-Fraktion: Antrag „Qualifikation statt Quote – Gleichstellungspolitik an Universitäten
beenden“ (Drucksache 8/5885, 02.09.2025). - Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW: Gender-Report 2022 – Kurzfassung.
Geschlechter(un)gerechtigkeit an nordrhein-westfälischen Hochschulen, S. 5-16. - Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK): Professorinnenprogramm 2030. Online: GWK –
Professorinnenprogramm (Zugriff am 11.09.2025). - Landesregierung Baden-Württemberg: Erneut erfolgreichstes Land im
Professorinnenprogramm. Pressemitteilung vom 10.06.2024. Online: baden
wuerttemberg.de (Zugriff am 11.09.2025). - Hinweis: Die dargestellten Statistiken bilden ausschließlich die Kategorien „männlich“ und
„weiblich“ ab. Geschlecht ist jedoch kein binäres System. Andere Geschlechtsidentitäten
werden in den verfügbaren Erhebungen derzeit nicht berücksichtigt.
Der Studierendenrat und das Bündnis Studierende gegen Rechts
Otto-von-Guericke Universität Magdeburg
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As the elected representatives of the student body, we strongly oppose the motion put forward by the AfD parliamentary group entitled ‘Qualifications instead of quotas – end equality policies at universities’ ¹. Among other things, the motion calls for the removal of the equality objective from the Higher Education Act (§ 2), the abolition of programmes to promote women such as the Professorinnenprogramm III (§ 1) and the abolition of the position of equal opportunities officer at universities (§ 3). This would eliminate key instruments that help to reduce existing structural disadvantages and create genuine equal opportunities.
A glance at the statistics reveals:
- While almost half of all students are women (47.9%), only 26.9% of professors in North Rhine-Westphalia are female. In W3 professorships, the figure is even lower at just 21.8%².
- In engineering, only 23.9% of students and a mere 16% of professors are women².
- Female professors earn an average of £450 less than their male colleagues, and for W3 professorships, the difference is 719€².
These figures clearly show that equality has not been achieved and that a mere reference to ‘formal equality’ is not enough. Support programmes such as the Female Professors Programme 2030 are specifically aimed at increasing the proportion of women in professorships and structurally anchoring equality³. Progress is possible: in Baden-Württemberg, for example, the proportion of women in newly appointed professorships was already almost 40% in 2024.
We reject the view expressed in the motion that equality measures undermine the principle of meritocracy. On the contrary, they create fair conditions so that qualifications and performance can actually be recognised regardless of structural barriers.
The demand to abolish equal opportunities officers would also be a drastic
step backwards. Equal opportunities officers are an important mouthpiece for highlighting discrimination,
supporting those affected and assisting universities in developing fair structures. Their work contributes to quality and diversity in research and teaching.
The motion portrays equality policy as a ‘politically motivated quota’ and as ‘ideology’. We strongly reject this portrayal. Equality policy is a constitutionally mandated goal (Art. 3 GG) and a central component of a democratic, scientifically diverse society. It does not serve to favour individuals, but to create fair conditions for all.
As the Student Council and the Alliance of Students Against the Right, we therefore clearly advocate the preservation and further development of equality measures. We are committed to ensuring that universities in Saxony-Anhalt remain spaces where diversity is valued, women’s rights are strengthened, and social and gender-related inequalities are actively dismantled.
Footnotes:
- AfD-Fraktion (2025): Antrag „Qualifikation statt Quote – Gleichstellungspolitik an Universitäten beenden“ (Drucksache 8/5885, 02.09.2025).
[AfD parliamentary group: Motion “Qualification instead of Quotas – Ending Gender Equality Policies at Universities” (Parliamentary Paper 8/5885, September 2, 2025).] - Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW (2022): Gender-Report 2022 – Kurzfassung. Geschlechter(un)gerechtigkeit an nordrhein-westfälischen Hochschulen, pp. 5-16.
[Network for Women’s and Gender Research North Rhine-Westphalia: Gender Report 2022 – Summary. Gender (In)Justice at Universities in North Rhine-Westphalia.] - Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK): Professorinnenprogramm 2030. Online: GWK – Professorinnenprogramm (accessed September 11, 2025).
[Joint Science Conference (GWK): Professorship Programme for Women 2030.] - Landesregierung Baden-Württemberg (2024): Erneut erfolgreichstes Land im Professorinnenprogramm. Press release from June 10, 2024. Online: baden-wuerttemberg.de (accessed September 11, 2025).
[State Government of Baden-Württemberg: Once Again the Most Successful State in the Professorship Programme for Women.] - The presented statistics include only the categories “male” and “female.” However, gender is not a binary system. Other gender identities are currently not represented in the available data.