[:de]Hochschule Magdeburg-Stendal stellt Pilotprojekt zur Integration von politisch Geflüchteten vor – Die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg bleibt dahinter zurück![:]

Von | 31. August 2015

[:de]Am Mittwoch, den 26.08. stellte die Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal Frau Prof. Dr. Anne Lequy gemeinsam mit dem Leiter des International Office der Hochschule André Nollmann das Pilotprojekt zur Integration von politisch Geflüchteten vor.

Wie man der Pressemitteilung entnehmen kann, handelt es sich dabei um eines der bundesweit ersten Programme, welches die Möglichkeit eines Studiums für anerkannte Geflüchtete bietet. Neben dem Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung, auch bei unvollständiger Aktenlage, möchte die Hochschule Finanzierungsmöglichkeiten während des Studiums aufzeigen, sowie sich um die Finanzierung von Sprachkursen kümmern. Zum kommenden Wintersemester sollen an der Hochschule bereits 15 anerkannte Geflüchtete die Hochschulzugangsberechtigung erwerben und ein Studium beginnen können. Genauere Information können der Pressemitteilung oder aber den mehrsprachigen Flyern (D/Eng, D/Arab) der Hochschule entnommen werden.

 

Bei der Präsentation vor Presse, Politik und Aktiven in den Bereichen Integration, Migration und Flucht waren auch 2 Mitglieder des Studierendenrates der OvGU anwesend. Neben einigen Grundkenntnissen zum Thema Asyl wurde der Ablauf des Pilotprojektes vorgestellt, sowie eine Zukunftsperspektive angedeutet. Dabei betonte Frau Prof. Dr. Lequy, dass hierbei nicht das Rad neu erfunden werden muss.
In einem anschließendem Gespräch mit Herrn Nollmann konnten wir in Erfahrung bringen, dass die Hochschule ihr Konzept auch als Vorlage für weitere Hochschulen sieht, dabei aber nicht auf die eigene Bereicherung aus ist. Vielmehr hat die Hochschule ein Fundament entwickelt, welches aufgegriffen, ergänzt und verbessert werden soll. Er sieht weiterhin auch die Möglichkeit, durch Multiplikatoren noch mehr Aufmerksamkeit für das Pilotprojekt zu generieren. Es gibt ebenfalls Bestrebungen, auch Menschen ein Studium zu ermöglichen, deren Status noch nicht geklärt ist.

 

Während der Studierendenrat die Bemühungen an der Hochschule begrüßt und sich erhofft, dass nach erfolgreicher Anlaufphase der Hochschulzugang für Geflüchtete auch unabhängig eines bürokratischen Status ermöglicht wird, bleibt abzuwarten, wie sich die Otto-von-Guericke-Universität verhält.

Bereits im Mai wurden während eines Gesprächs zwischen der Universitätsleitung und Mitgliedern des Studierendenrates Konzepte von Rektor Prof. Dr. Strakeljan gefordert, Geflüchteten den Zugang zu Lehrveranstaltungen zu ermöglichen. Dabei haben wir als Studierendenrat die Initiative einer kostenfreien Gasthörerschaft an der Leuphania Universität Lüneburg als erste Möglichkeit der Integration von Geflüchteten vorgestellt und sind auf Zuspruch gestoßen. Jedoch hat die Universitätsleitung seit den Gesprächen, auch nach erneuten Rückfragen, keine weiteren Schritte unternommen. Das Erlassen von Gebühren für Geflüchtete im Rahmen einer Gasthörerschaft wurde noch nicht umgesetzt. Dabei hat dies die Universität in ihrer eigenen Gebührenordnung selbst in der Hand und könnte hier schnell handeln. Nebenbei sei erwähnt, dass es an der Hochschule Magdeburg-Stendal eine kostenfreie Gasthörerschaft für jeden Menschen gibt.

Erst ein Ministeriumserlass vom 05.06.2015 hat die OvGU dazu bewegt zumindest in der Theorie zu handeln. Auf der Grundlage eines Kultusministerkonferenz-Beschlusses aus dem Jahr 1985, wurde durch den Erlass eine „Verfahrensweise für den Hochschulzugang/ die Hochschulzulassung“ ausgegeben. Eine Verfahrensweise, die auch schon vor dem Erlass hätte Anwendung finden sollen. So gibt es zumindest eine Richtlinie an der OvGU für den Hochschulzugang/ die Hochschulzulassung von politisch Geflüchteten. Die Richtlinie sieht vor, bei unvollständigen Nachweisen eine Einstufungsprüfung durch die Fakultäten für den gewünschten Studiengang vorzunehmen. So muss zuerst die sprachliche Voraussetzung erbracht werden und im Anschluss sind die wesentlichen Voraussetzungen für den Bachelor/Master zu prüfen. Dies ist nur ein weiteres Papier, welches formal existiert, eine breitere Umsetzung stellen wir aber in Frage. So werden die Fakultäten mit der Richtlinie alleine gelassen. Genau hier gäbe es mehrere Ansatzpunkte das Konzept der Hochschule Magdeburg-Stendal aufzugreifen. Es würde sich weiterhin anbieten, die vorhandenen Ressourcen von Hochschule und Universität miteinander zu verknüpfen um so noch erfolgreicher Geflüchteten einen höheren Bildungsweg zu ermöglichen.

 

Für eine Universität, welche sich auf der eigenen Homepage mit einem internationalem Profil rühmt, eine Kampagne für Weltoffenheit und Toleranz fährt, sowie in Zusammenarbeit mit dem Studierendenrat eine Demonstration für Weltoffenheit und gegen Menschenfeindlichkeit veranstaltet hat, ist es doch ein Armutszeugnis hier außer einigen öffentlichkeitswirksamen Aktionen und theoretischen Konstrukten noch nichts in die Praxis umgesetzt, geschweige denn offen dafür geworben zu haben.

 

Wir als Studierendenrat der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg kritisieren die Zurückhaltung unserer Universitätsleitung und fordern die Abschaffung von Barrieren sowie praktikable Programme, um auch Geflüchteten einen Zugang zur Bildung ermöglichen zu können.[:]