[:de]Ausländische Studierende verfolgt – Alumni der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg bedroht[:en]Threats against international students and alumnus of Otto-von-Guericke-University Magdeburg threatened[:]

Von | 4. November 2015

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Rechtspopulistische Versammlungen – Brennende Geflüchtetenunterkünfte – Aufruf zur Selbstjustiz – Gewalt gegenüber ausländischen Menschen – Bedrohung von Personen des öffentlichen Lebens – Mobilisierung von Bürgerwehren … Die Berichte bezüglich politisch-motivierter Handlungen, Hass und Gewalt nehmen kein Ende.

Der Studierendenrat der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg sieht sich einmal mehr denn je in der Verantwortung zu den aktuellen Bedrohungen gegenüber ausländischen Studierenden und gegenüber Alumni der Universität, Stellung zu beziehen und sich erneut ausdrücklich für eine weltoffene Gesellschaft und eine gegenseitige Akzeptanz zu positionieren.

Am vergangenen Samstag wurden ausländische Studierende von einer Gruppe gewaltbereiter Personen bedroht und verfolgt. [Die Studierenden waren bei einer vom IKUS (interkulturelle Studierendenorganisation) organisierten Exkursion zum chocolART Festival in Wernigerode.]* Auf dem Rückweg wurden sie am Magdeburger Hauptbahnhof mit fremdenfeindlichen Parolen beschimpft und offenkundig bedrängt. Als Reaktion darauf und aus Sorge um die eigene Gesundheit hasteten die Studierenden bis zum Uniplatz, erst dann brach die rassistisch-motivierte Gruppe die Hetzjagd ab.

Nachfolgend kam es in der Nacht zum Sonntag in der Nähe der Festung Mark zu einem Übergriff auf 5-6 syrische Asylsuchende. Eine gewaltbereite Gruppe, vermutlich aus der Hooligan-Szene, ist, mit zum Teil Baseballschlägern bewaffnet, aggressiv und rücksichtslos gegen die aus Syrien stammenden Menschen vorgegangen. Nur das Einschreiten von zivilen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten konnte Schlimmeres verhindern. Bei 3 Betroffenen des Übergriffs war eine ambulante Behandlung im Krankenhaus nötig. Ein Zusammenhang der Selbstjustiz von der gewaltbereiten Gruppe mit dem Fall der sexuellen Nötigung einer 19-jährigen Frau am vergangenen Freitag sei laut der Volksstimme nicht auszuschließen. Die gewaltsamen Handlungen gegen ausländische Menschen und die Gründung so genannter “Bürgerwehren” in Magdeburg, vermutlich als Folgereaktion auf die erst kürzlich in Barleben zusammen geschlossenen “Nachbarschaftshilfe”, sind nicht hinnehmbar und wir sprechen uns entschieden gegen Selbstjustiz und jegliche Form von Gewalt aus. Den Betroffenen Menschen wünschen wir auf diesem Wege eine schnelle Genesung und bekunden unser Mitgefühl.

Weiterhin wurden öffentlich Drohungen gegen Sören Herbst, Landtagsabgeordneter der Partei Bündnis 90/Die Grünen und Alumnus der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, unter anderem in seiner Funktion als flüchtlingspolitischer Sprecher geäußert. Mit Formulierungen: “Wenn dann hast du [ei]ne Dauerkarte im Krankenhaus mein Schatzi, und auch da komme ich dich oft besuchen.” wird bewusst die Schädigung der Gesundheit und eines Menschenlebens in Kauf genommen. Als wäre dies nicht genug des Hasses, wurde sein Büro in der Nacht zum Dienstag mit Steinen beworfen und eine Fensterscheibe des Strudelhofs beschmiert. Die Zeichnung zeigte einen Galgen und die Parole “Volksverräter Sören Herbst”. Aber nicht nur er war von solchen Schmierereien betroffen, so wurde auch Robert Fietzke , Jugendkoordinator bei der Partei Die Linke, bedroht. Beide haben sich in der Vergangenheit mit viel Engagement für ein weltoffenes Magdeburg und Sachsen-Anhalt eingesetzt.

Unsere Otto-von-Guericke-Universität ist eine Begegnungsstätte verschiedener Kulturen und eine Plattform für den internationalen Austausch. Als Vorbildfunktion strahlt sie das gelebte Mit- und Füreinander in die Stadt und in das Land hinaus. Es ist eine Schande, wenn sich ausländische Studierende nur noch innerhalb der Universität sicher fühlen können. Unsere Anteilnahme gilt ihnen und wir möchten alle Studierenden auffordern, sich mit den internationalen Kommilitoninnen und Kommilitonen zu solidarisieren.
Der Studierendenrat setzt sich für eine pluralistische und demokratische Gesellschaft ein, in der sich die Individuen frei entfalten, frei ihre Meinung äußern und ohne Angst verschieden sein können und sieht es als seine Aufgabe, für eine Gestaltung der Universität und der Gesellschaft in eben diesem Sinne zu sorgen. Wir stellen uns als Gremium klar gegen Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Nationalismus, sowie jegliche weitere Form der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit.

Wir legen mit besonderem Nachdruck allen Mitgliedern der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, besonders den Studierenden, nahe, sich für eine weltoffene Gesellschaft und eine gegenseitige Akzeptanz zu engagieren. Unterstützt die Menschen an der Gesellschaft teil zu haben, z.B. in Vereinen und Initiativen, Willkommensbündnissen, dem IKUS, RIA oder anderen studentischen Projekten.

Wenn die Politik von einer „Flüchtlingskrise“ spricht, ist es nichts anderes als die Resignation vor dem eigentlichen Problem:  die Verteidigung der Grund- und Menschenrechte, der Verfassung und der freiheitlich demokratischen Ordnung. Es ist die bewusste Kapitulation unserer Bundesregierung im Kampf gegen die Rechtsextremismus(sic!)-Krise!

Für mehr friedliches Miteinander. Für mehr Akzeptanz. Gegen das Vergessen, für Demokratie.

refugees welcome

*Dies Bestätigte sich auf Nachfragen noch nicht. Die Studierenden schienen privat unterwegs gewesen zu sein. (Anm. Redaktion)[:en]Right-wing populist gatherings – burning refugee accommodations – violence against foreign people – threatening of public figures – mobilization of vigilante groups… Reports about politically motivated actions, hate and violence seem to have no ending.

The student council of Otto-von-Guericke-University Magdeburg takes it upon itself to stand against the current threats against international students and alumni of the university. We emphasize our position for an open minded, diverse society based on tolerance and acceptance.

Last Saturday, a group of international students were pursued by a threatening mob. The students were on their way back from an excursion organized by IKUS (Intercultural Students union) to chocolART Festival in Wernigerode. Upon their return to Magdeburg, the students were harassed with xenophobic slogans at Magdeburg central station. Fearing for their safety, the students hurried back to campus while being chased. Only at campus did the threatening mob cease to pursue the students.

Only hours later, approximately 20-30 violent individuals, many of whom were armed with baseball bats, ruthlessly attacked a group of five to six Syrian refugees. The assailants are presumed to be hooligans. Only the intervention of several police officers prevented further escalation. Three of the five to six victims had to be treated for injuries in hospital. According to “Volksstimme,” a local newspaper, there may be a connection between this incident and a vigilante group formed in response to the sexual assault of a 19 year old woman on Friday, October 30th. It is worth noting that there is no reason to believe that any connection exists between the victims of the mob and the victim of sexual assault. The recent acts of violence against Non-Germans and the establishment of so called vigilante groups in Magdeburg and Barleben, are unacceptable. We resolutely voice our opposition against any type of violence and vigilantism. We send our best wishes to the victims of these attacks and hope for a quick recovery.

Furthermore, Sören Herbst, member of the green party (Bündnis 90/die Grünen) and alumnus of Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, has received death threats in response to his campaign for liberal refugee policies. Grotesque threats, such as, “I will be visiting you frequently once you have a season ticket to the hospital, sweetheart,” indicate the willful harm to an individual’s health. As if there hasn’t been enough hate, stones were thrown through the windows of Sören Herbst’s office and a nearby café was spraypainted with the message, “Sören Herbst is a traitor of the people” Robert Fietzke, youth representative of the left wing party “Die Linke”, has also received death threats. Both him and Sören Herbst have campaigned for a more openminded and diverse Magdeburg and Sachsen-Anhalt.

Our University is a place of cultural and international exchange, a platform for people to meet and live in diversity. The University is an example diversity and social harmony in Magdeburg and beyond. It would be disgraceful if international students could only live safely within the confines of campus. Our sympathy is directed to the affected students. We would like to encourage each and every student to express solidarity with their fellow international students.
The student council stands for a pluralistic and democratic society in which individuals can express themselves and their opinions without restriction, without fear of persecution. It is the council’s task to support and maintain the University’s status as a beacon of acceptance and spread these very values throughout society. We as a committee stand firmly against racism, anti-Semitism, anti-Ziganism, nationalism, and any other form of discrimination. We strongly emphasize our request to all members of Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg to engage themselves in creating an open-minded society based on mutual acceptance. We ask you to please support people to take part in a proactive society e.g. in initiatives, clubs, IKUS, RIA and other student organizations.

If politicians speak of a “ refugee crisis” it is nothing else but a resignation from the true task at hand: the defense of Human Rights, the German constitution and the free and democratic order. This language symbolizes the deliberate surrender of our government from the fight against rightwing terrorism and extremism.

For harmony. For acceptance. Against the oblivion, for democracy.[:]

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